Ein besonderes Naturphänomen kann man zur Zeit in unserer Region erleben: Seit wenigen Tagen sind auf Feldern und Wiesen, in Dörfern und Städten in Rheinhessen und dem Naheland zahlreiche
hübsch orange, weiß und schwarz gezeichnete Schmetterlinge unterwegs. Teils sausen sie schnell und gradlinig vorbei, teils flattern sie direkt vor den Füßen der Spaziergänger aus dem Gras am
Wegrand auf.
Es handelt sich um Distelfalter, die wie jedes Frühjahr in mehreren Generationen aus Nordafrika bis nach Mittel- oder sogar Nordeuropa ziehen. Der diesjährige Einflug konzentrierte sich auf eine
östlichen Route über Israel, Zypern und den Balkan nach Deutschland und darüber hinaus. Während des Zuges lassen sich in einer Stunde Dutzende oder auch mal über hundert Falter
beobachten. Bald legen die Distelfalter ihre Eier ab, wie der Name schon sagt gerne an verschiedenen Distelarten. Die nächste Generation wird in den kommenden Wochen schlüpfen.
Während der Einflug in den vergangenen Jahren eher „tröpfchenweise“ erfolgte, handelt es sich diesmal um einen regelrechten Masseneinflug von einigen Millionen Tieren, wie er nur selten stattfindet. Die Distelfalter kommen in mehreren Wellen durch unsere Region und wurden schon seit März in Israel und dem Libanon beobachtet. Ein Teil bleibt hier, andere ziehen weiter und stoßen sogar bis nach Island vor. Die Auslöser für den Zug der Distelfalter sind bisher weitgehend ungeklärt. Wahrscheinlich spielt Nahrungsmangel in den Ursprungsgebieten eine Rolle bei diesem rein instinktiv gesteuerten Verhalten. Wenn dann auch noch günstige Winde dazu kommen, brechen sie einzeln, aber wie auf Kommando auf und können mehrere Hundert Kilometer pro Tag zurücklegen. Die Nachkommen der Einwanderer kehren im Herbst wieder nach Nordafrika zurück.
Naturfreunde haben also noch einige Wochen Gelegenheit, Distelfalter zu beobachten. Der NABU und sein Partner naturgucker.de wollen dies nutzen, um mehr Informationen über die Falter zu gewinnen. Unter www.NABU.de/Distelfalter können Sichtungen von Distelfaltern aktuell gemeldet werden, dort gibt es auch weitere Informationen zur NABU-Zählaktion „Insektensommer“.