In einer sonnigen Ecke unseres Gartens ging im vergangenen Sommer erstaunliches vor. Die Blätter eines Spitzahorn-Schösslings wiesen von einem Tag auf den anderen runde Ausschnitte von etwa einem
halben Zentimeter auf. Bevor ein Foto von den Tätern geschossen werden konnte, sind sie schon wieder verschwunden. Eindeutig sind jedoch ihre Spuren: So schön rund lochen nur
Blattschneiderbienen!
In unserem Garten haben sich die Blattschneiderbienen in einer zusammengerollten Bambusmatte eingenistet. So etwas kann jedem Wildbienenfreund nur empfohlen werden: Man rolle eine Bambusmatte
aus dem Baumarkt eng zusammen, bündele sie mehrfach mit Schnur fest und säge sie mit einer scharfen Eisensäge in Stücke. An einem trockenen, sonnigen Platz aufgestellt, ist der Erfolg
garantiert und schon nach einem Jahr sind die Bambusrollen von Wildbienen verschiedener Arten reichlich besiedelt. Es wimmelt daran von März bis September!
Doch was haben die Bienen mit den Blattstücken vor? In einem vorhandenen Hohlraum, z.B. einem hohlen Pflanzenstängel oder einem Käferfraßgang im Totholz werden daraus formschöne Tüten
gerollt. Diese werden mit je einem Ei sowie einem Futtervorrat an Nektar und Blüttenpollen für die daraus schlüpfenden Bienenlarven ausgestattet und verschlossen. So folgt Tüte auf Tüte, bis
der Hohlraum gefüllt ist. Die Blattausschnitte nehmen mit der Zeit eine bräunliche Färbung an. So ist das Nest perfekt getarnt. Als Bestäuber zahlreicher Wild- und Nutzpflanzen leisten
Blattschneiderbienen einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt. Über den kleinen „Schaden“ sollte man daher großzügig hinwegsehen. Angesichts der weltweiten Bestäuberkrise ist
Unterstützung dringend notwendig!