Vogelkinder sind nicht hilflos

Amselvater füttert Jungvogel (T. Winkler)
Amselvater füttert Jungvogel (T. Winkler)

Man muss zurzeit nur genau hinhören: Es tschirpt und piept in Nistkästen, Hecken und Gebüschen. Mit zarten Stimmchen bettelt der Vogelnachwuchs vehement um Futter. Viele Jungvögel haben das elterliche Nest auch schon verlassen.
Und wie in jedem Jahr bedeutet dies auch wieder ein starkes Telefonaufkommen beim Naturschutzbund (NABU): Tierfreunde wollen vermeintlich in Not geratenen Jungvögeln helfen.

 

Doch fast immer sind Rettungsaktionen überflüssig. „Nur selten handelt es sich bei gefundenen Jungvögeln wirklich um verlassene, verletzte oder geschwächte Tiere, die Hilfe benötigen“, erklärt Rainer Michalski, Leiter der NABU-Regionalstelle Rheinhessen-Nahe.

„Die Jungen vieler Vogelarten verlassen das Nest bereits, bevor sie fliegen können. Denn die Gefahr, dass alle Jungen von einem Räuber gefressen werden sinkt gewaltig, wenn sich die Geschwister in Bäumen und unter Büschen verteilen.“, erläutert der Naturschützer. „Wer aufmerksam beobachtet, wird feststellen, dass diese unbeholfenen Federknäuel durchaus nicht verlassen sind. Sie werden auch weiter von den Eltern betreut und gefüttert, und die Eltern wissen am besten, was ihrem Nachwuchs schmeckt und gut tut. Mit leisen Rufen halten die Jungen Kontakt zu den Eltern“, so Michalski. 

 

Der NABU empfiehlt daher, aufgefundene Jungvögel generell in Ruhe zu lassen. Hilfe ist erst nötig, wenn nach mindestens zweistündiger, kontinuierlicher Beobachtung aus angemessener Entfernung fest steht, dass es sich wirklich um einen verlassenen oder kranken Vogel handelt. Nur bei Gefahr durch Katzen oder an viel befahrenen Straßen sollten Jungvögel außer Reichweite in den nächsten Busch oder Baum gesetzt werden. Die Eltern nehmen ihre Jungen nach einer Berührung problemlos wieder an, denn der Geruchssinn ist bei Vögeln im Vergleich zu Säugetieren kaum ausgeprägt. 

 

Doch die beste Vogelhilfe ist ein naturnaher Garten mit vielen einheimischen Pflanzen und reichlich Deckungsmöglichkeiten.

Die Broschüre 'Vögel im Garten' mit Portraits der wichtigsten Vogelarten, Pflanzenlisten und vielen weiteren Hinweisen rund um die gefiederten Freunde fasst alles Wichtige zusammen. Sie kann gegen Einsendung von sechs Briefmarken zu 58 Cent beim NABU Rheinhessen-Nahe bestellt werden.